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Eckart Voland

Prof. i. R. Dr. rer. nat. (Philosophie der Biowissenschaften)

Wem nützt das Gute? Die biologische Evolution der menschlichen Moralfähigkeit

Kaum ein Aspekt menschlicher Lebenspraxis scheint auf den ersten Blick so grundsätzlich Darwinischen Weltinterpretationen zu widersprechen wie die menschliche Moral. Während die einschlägige Forschung der letzten Jahrzehnte deutlich gemacht hat, dass in vielen lebensnahen Szenarien altruistisches Verhalten als biologisch funktional und evolutionär angepasst gelten kann, sind die Verhältnisse nicht ganz so klar, wenn es um die Entstehung der im Gewissen generierten moralischen Urteilsfähigkeit geht. Das Problem besteht darin, dass das meist non-konsequenzialistisch ausgerichtete Gewissensurteil der konsequenzialistischen Wirkweise der natürlichen Selektion zu widersprechen scheint. Möglicherweise kann dieser Widerspruch einer Auflösung näher gebracht werden, wenn er – informiert durch neuere Erkenntnisse und Theorieofferten zur sozialen Evolution des Menschen - in einen komplexeren Zusammenhang gestellt wird. So gibt es gut begründete Hinweise, dass die biologische Evolution des Gewissens und damit der typisch menschlichen Moralfähigkeit – anders als häufig vermutet – nicht als soziale Orientierung bietender evolutionärer Reflex auf gesellschaftliche Kooperation und Komplexität zu verstehen ist, sondern ihren Ursprung in den kooperativen Fortpflanzungsgemeinschaften und damit in der konflikthaften Intimität des sozialen Nahbereichs nahm. Wenn diese Hypothese zutreffen sollte, stellt sich die keineswegs triviale Frage, wem eigentlich – in einem evolutionären, adaptiven Sinn - das Gewissen nützt: Seinem Inhaber oder denjenigen, die es formen?

Unterstützung durch: Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg, Greifswald.

Ein Verzeichnis der aus diesem Vorhaben hervorgegangenen Veröffentlichungen finden Sie hier.

Familienrekonstitution der Krummhörn (Ostfriesland, 1720-1874): Die biologische Angepasstheit menschlicher Reproduktionsstrategien

In diesem Projekt geht es vorrangig darum, am Beispiel der aus Kirchenbüchern und Steuerlisten des 18. und 19. Jahrhunderts rekonstituierten Bevölkerung der ostfriesischen Krummhörn, der Marschregion nordwestlich von Emden, soziobiologisch und verhaltensökologisch geleitete Hypothesen zum menschlichen Reproduktionsgeschehen zu überprüfen. Letztlich geht es um die Frage, inwieweit das evolutionsbiologische Anpassungskonzept zur Erklärung sozio-kultureller Verhaltensvariabilität taugt. Als empirische Grundlage dieser Forschung dient die 'Datenbank Krummhörn'. Diese enthält vital- und sozialstatistische Angaben von 120.852 Personen (34.708 Familien) aus insgesamt 33 benachbarten Kirchspielen.

Langjährige Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).

Die Datenbank ist archiviert bei Gesis – Leibnitz Institut für Sozialwissenschaften Köln.

Eine Datenbankbeschreibung finden Sie hier.

Ein Verzeichnis der aus diesem Vorhaben hervorgegangenen Veröffentlichungen finden Sie hier.